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Braillezeilen im Vergleich

von Carsten Albrecht und Torsten Junge (Dias GmbH), 2003

Braillezeilen sind ein wesentlicher Hardware-Bestandteil von Computerhilfsmitteln für Blinde. Sie ermöglichen dem blinden Computernutzer das zeilenweise Lesen des Bildschirminhalts. Braillezeilen wurden seit Mitte der 80er Jahre für Personalcomputer unter MS DOS entwickelt und werden mittlerweile auch unter Windows eingesetzt. Im Rahmen des INCOBS-Projekts (Informationspool Computerhilfsmittel für Blinde und Sehbehinderte) wurden neun handelsübliche Braillezeilen getestet. Überprüft wurde die technische Ausstattung, die Funktionalität, die Handhabbarkeit und Bedienkontrolle sowie die ergonomischen Aspekte der Braillezeile.

Einleitung

In der Vergangenheit waren blinde und sehbehinderte Menschen in den Zugängen zum Computer und Internet deutlich eingeschränkt, wenn nicht gar ausgeschlossen. Die Entwicklung und die Verfügbarkeit von Computern und technischen Hilfsmitteln haben hier enorme Vorteile für die Zugänglichkeit zur Ressource Wissen für blinde und sehbehinderte Menschen gebracht.

Durch die Entwicklung von Peripheriegeräten, wie der Braillezeile oder auch Sprachausgaben, haben Blinde die Möglichkeit, komfortabel mit dem PC zu arbeiten. Braillezeilen ermöglichen blinden und sehbehinderten Menschen die Arbeit am Computer. Sie bilden das Computerbild auf der Braillezeile in Computerbraille ab und erlauben die Navigation über den Bildschirm. Die derzeit eingesetzten Braillezeilen werden mit einem Screenreader betrieben.

Die Entwicklung der grafischen Oberflächen hat die Übertragung der zweidimensionalen Bildschirmoberfläche auf die eindimensionale, lineare Braillezeile deutlich verkompliziert. Entsprechend komplexe Programme versuchen, dieses Manko wieder auszugleichen.

Die Arbeitsweise der Braillezeile

Eine Braillezeile ist eine vor der Tastatur angeordnete Leiste, auf der elektronisch erzeugte und gesteuerte Braille-Buchstaben "durchlaufen"; die 6- oder 8-Punkt- Elemente der Braillezeile heißen "Module". Vereinfacht gesagt, zeigen Braillezeilen die Informationen des Bildschirms in der Blindenpunktschrift Braille, die von einem trainierten Leser mit den Fingerkuppen ertastet wird. Die Brailleschrift ist ursprünglich ein Code aus 64 Zeichen in einem 6-Punkte-Raster. Für den Computer wurde das Braille-Raster auf 8 Punkte erweitert, um die 256 Zeichen des ASCII-Codes darstellen zu können (Computerbraille). Die Punkte werden in piezo-elektronischer Technik als erhabene Stifte gesetzt, womit ein veränderlicher Inhalt angezeigt werden kann. Braillezeilen haben heute 20, 40 oder 80 zeilenförmig angeordnete Module, die eine entsprechend lange Textzeile anzeigen. Neben diesem eigentlichen Brailledisplay finden sich häufig noch weitere Module, mit denen Statusinformationen, die Cursorposition etc. angezeigt werden. Zur Bedienung hat eine Braillezeile verschiedene Funktionstasten wie Scrolltasten, Schieberegler etc., mit denen der im Brailledisplay angezeigte Ausschnitt über den Bildschirm geführt wird. Üblich sind heute auch sog. Routingtasten, mit denen Maus und Cursor des Anwendungspro-gramms gesteuert werden können. Diese Routingtasten befinden sich oberhalb der Braillemodule, jedem Modul ist eine Routingtaste zugeordnet. Durch Auslösen der entsprechenden Routingtaste kann somit beispielsweise der Eingabecursor direkt an die Stelle einer bestimmten Bildschirmposition gesetzt werden.

Welche Braillezeile ist für mich die beste?

Braillezeilen sind durch die lange Entwicklungszeit unter MS DOS technisch ausgereift und können als langlebiges Wirtschaftsgut mit hohem Anschaffungspreis gelten. Verschiedene Lösungen stehen hier zur Auswahl, die sich teilweise von der Bedienbarkeit stark unterscheiden. Grundsätzlich gilt, dass vor dem Kauf ein ausgiebiges Testen und Probieren der Braillezeile anzuraten ist.

Innerhalb des INCOBS-Projekts wurden die Braillezeilen auch hinsichtlich der vom Anbieter vertretenen a) Produktphilosophie untersucht. Jede Braillezeile folgt dem Anspruch, die Daten des Bildschirmes für den Blinden und Sehbehinderten lesbar zumachen, doch hinsichtlich der Ansteuerung, der Navigation über den Bildschirminhalt unterscheiden sich die unterschiedlichen Konzepte. Welche Braillezeile präferiert wird, hängt auch stark von Vorkenntnissen, Bedürfnissen, Arbeitsaufgaben und Arbeitsweisen des Benutzers ab. Es ist schwierig, eindeutige Benutzertypen zu erstellen, da die individuellen Aspekte zu stark variieren, jedoch lassen sich Tendenzen ausmachen, welche die Auswahl der geeigneten Braillezeile berühren. Das INCOBS-Team hat zu den Anwendungsgewohnheiten, Arbeitsweisen und Lernhintergründen bei Nutzern von Braillezeilen eine Umfrage per Mailing-Liste durchgeführt. Die Ergebnisse werden unter b) Benutzertypen diskutiert.

Produktphilosophien

Windowsprogramme konfrontieren den Anwender mit einer Vielzahl grafischer Informationen in zweidimensionaler Anordnung. Blinde und sehbehinderte Nutzer haben Probleme, die in Form von Bildern präsentierten Informationen auf dem Bildschirm zu finden und zu erfassen. Einfache Orientierung und leichtes Navigieren sind daher wichtig für jede Braillezeile. Dabei verfolgen die Anbieter unterschiedliche Strategien. Das grundlegende Navigationsprinzip ist erst einmal gleich und durch die baulichen Voraussetzungen der Braillezeile begrenzt: Navigiert wird Zeile für Zeile bzw. Bereich für Bereich in horizontaler und vertikaler Richtung. Wie dies jedoch vonstatten geht, welche Bedienelemente dafür betätigt werden müssen und wo diese auf der Braillezeile angeordnet sind, folgt einer bestimmten Produktphilosophie der einzelnen Hersteller. Des Weiteren sind einige Braillezeilen mit Peripherieelementen ausgerüstet, wie z. B. separate Nummernblöcke. Peripherieelemente können für manche Anwender von Nutzen sein, sagen im Allgemeinen aber nichts über die Gebrauchstauglichkeit einer Braillezeile aus.

Die Mehrzahl der von uns getesteten Braillezeilen verwendet Druckschalter zum Navigieren über den Bildschirminhalt, wobei jeder Richtung – links, rechts, oben, unten – ein Schalter zugeordnet ist. Beim Modell Pegasus (Deininger) befinden sich acht auf der Frontseite angeordnete Navigationsblöcke mit derselben Funktion, um möglichst kleine Bewegungsräume der Hände zu ermöglichen. Die Satellite 570 Pro (Alva) verfügt neben den Navigationstasten über zwei Zusatztastaturfelder, über die Braille- und Windowsfunktionen aktiviert werden können. Die Modular Professional 84 (Handy-Tech) besitzt neben den Navigationstasten einen zusätzlichen Nummernblock, bei dem die Tasten individuell, nach den Bedürfnissen des Nutzers belegt werden können. Auch für die Profi-Line (Hedo) wird ein separater Nummernblock angeboten. Bei diesem Modell besteht zudem die Möglichkeit, über einen Fußschalter Navigationsbefehle auszulösen. Die Braille Voyager 70 (Tieman) ermöglicht zusätzlich zu den Navigationstasten über eine sogenannte Windows-Navigationstaste die schnelle Eingabe von Windowsbefehlen wie Tab, Enter oder Esc. Mit der Zeile DM 80 Plus (Baum) ist es möglich, die Braillezeile Modular Professional 84 (Handy Tech) zu „emulieren“, d.h. sie verhält sich im Grundsatz wie diese Zeile. Die Brailloterm32 Typ 80+5 Professional (KTS) verfügt über einen integrierten Audiorecorder, mit dem kurze Sprachnotizen aufgenommen werden können. Diese Zeile, die als einzige über ein eigenes Betriebssystem verfügt, navigiert wie die oben genannten über mehrere Lesetaste, die an der Frontseite positioniert sind.

Eine Ausnahme bildet die Braillex EL 80 (Papenmeier). Bei diesem Modell werden alle Navigations- und Kommandofunktionen mittels einer vom Anbieter patentierten Navigationsleiste aktiviert und ausgeführt. Das Modell B2K-84 (Frank) wartet ebenfalls mit einem patentierten System auf: Hier unterstützen ein Quer- und ein Längsschieber mit akustischen Tönen die schnelle Navigation.

Festzuhalten bleibt, dass diese unterschiedlichen Benutzerphilosophien das Leistungsspektrum stark erweitern und somit für jeden Benutzertyp ein reichhaltiges Angebot an Systemen bereitstellen. Die Auswahl der geeigneten Zeile ist vom Benutzertyp, von den zu bewältigen Arbeitsaufgaben und von den Vorkenntnissen abhängig.

Unterschiedliche Benutzertypen

Bei der Auswahl einer Braillezeile lassen sich bestimmte Kriterien aufstellen, die sich aus den Vorkenntnissen und Ansprüchen des Nutzers, der vorhanden technischen Ausstattung und der zu vollbringenden Arbeitsaufgaben ergeben. Bei der Planung der Arbeitsplatzausstattung sind die Faktorenbereiche individuelles Nutzerprofil und konkrete Arbeitsplatzanforderung besonders zu berücksichtigen. Diese Daten und Informationen sind für eine sinnvolle Hilfsmittelauswahl wichtig. Das Nutzerprofil umfasst unter anderem:

  • Zeitpunkt der Erblindung
  • Motorische Fähigkeiten
  • Lernbiographie
  • Vorkenntnisse im Umgang mit Braillezeilen
  • Vorkenntnisse im Umgang mit textbasierten
  • oder grafischorientierten Anwendungen

Im Laufe unserer Befragungen in der INCOBS-Mailingliste zum Thema Braillezeilen und während der Tests konnten wir feststellen, dass die Arbeitsweisen und Präferenzen der Anwender von Braillezeilen relativ unterschiedlich sind. Entscheidend hierfür kann der Typ der Zeile sein, an dem die betreffende Person ausgebildet wurde. Die Nutzung der Zeile in Kombination mit einer Sprachausgabe, Material, Form, Druckpunkt und Anordnung der Tasten einer Braillezeile sowie die eigentliche Arbeit am PC (vorwiegendes Schreiben oder Lesen von Texten) sind weitere wichtige Kriterien für die Entscheidung eines Anwenders.

Der Personenkreis der als blind kategorisierten PC-Anwender bildet in Bezug auf die Sehschädigung keine homogene Gruppe. Besonders wichtige Faktoren in Bezug auf die Ausstattung mit Hilfsmitteln sind hier das Erblindungsalter und die verfügbaren Arbeitstechniken.

Das Erblindungsalter bestimmt weitgehend die Arbeitstechniken und -gewohnheiten. Früherblindete sind meist gute Punktschriftleser und arbeiten bevorzugt mit der Braillezeile. Bei ihnen findet sich häufig ein erheblicher Widerstand gegen die Nutzung von Sprachausgaben. Bei der Hilfsmittelauswahl ist für diesen Personenkreis die optimale Einbindung von Sprachausgaben oft kein Bedürfnis.

Bei Spätererblindeten ist die Braille-Lesefähigkeit meist eingeschränkt. Sie arbeiten daher stärker mit Sprachausgabesystemen. Entsprechend wichtig ist für diesen Personenkreis die Qualität und Einbindung der Sprachausgabe in das Gesamtsystem. Die Ansprüche, die ein Anwender an eine Braillezeile stellt, können zum Großteil mit den unterschiedlichen Tätigkeiten am PC zusammenhängen. So gibt es Anwender, die zwar viele Texte lesen, aber nicht so häufig schreiben müssen. Die Hände befinden sich folglich längere Zeit auf der Braillezeile. Hilfreich für solche Anwender kann die Möglichkeit sein, nicht nur Befehle zur Steuerung der Braillezeile selbst, sondern auch Befehle zur Steuerung des Betriebssystems oder des Anwendungsprogramms über die Zeile zu aktivieren (Enter, Escape, Tab, Menü). Dieses Feature kann für einen überwiegend schreibenden Anwender, dessen Hände sich somit längere Zeit auf der PC-Tastatur befinden und der die Befehle zur Steuerung des Betriebssystems und des Anwendungsprogramms dort eingibt, nicht als unbedingt notwendig angesehen werden.

Zu resümieren ist, dass bei der Ausstattung eines Arbeitsplatzes mit Hilfsmitteln die individuelle Situation des Anwenders berücksichtigt werden muss. So ist es unumgänglich, dass dieser sich selbst vor der Entscheidung mit verschiedenen Systemmöglichkeiten vertraut macht und seine Präferenzen formuliert. Dies ist allerdings gerade für die Erstausstattung ein schwieriger und unsicherer Prozess. Der Neueinsteiger kann die Qualität eines Produktes für seine Zwecke nur begrenzt beurteilen. Wird diese Entscheidung aber über seinen Kopf hinweg von einem Dritten gefällt, dürfte generell die Gefahr einer Fehlentscheidung erheblich größer sein.

Was können Braillezeilen heutzutage alles leisten?

Über den aktuellen Stand der Technik

Braillezeilen sind ein wesentlicher Hardware-Bestandteil von Computerhilfsmit-teln für Blinde. Sie ermöglichen dem blinden Computernutzer das zeilenweise Lesen des Bildschirminhalts. Braillezeilen wurden seit Mitte der 80er Jahre für Personalcomputer unter MS DOS entwickelt und werden mittlerweile auch unter Windows eingesetzt. Im Rahmen des INCOBS-Projekts (Informationspool Computerhilfsmittel für Blinde und Sehbehinderte) wurden neun handelsübliche Braillezeilen getestet. Überprüft wurde die technische Ausstattung, die Funktionalität, die Handhabbarkeit und Bedienkontrolle sowie die ergonomischen Aspekte der Braillezeile.

Technische Ausstattung

Die überwiegende Anzahl der von uns getesteten Braillezeilen verfügten über 80 Lesemodule. Mittlerweile werden für den Einsatz unter grafischen Bedienoberflächen auch neue Größen angeboten, so sind die Braillezeilen Braille Voyager 70 (Tieman) und Satellite 570 Pro (Alva) mit jeweils 70 Lesemodulen ausgestattet.

Jede der von uns getesteten Braiillezeilen verfügt über mindestens zwei Statusmodule, ein positiver Trend, da über die Statusmodule zusätzliche Informationen abgerufen werden können. Leider verfügen nicht alle Modelle über Statusmodultasten. Diese sind über den Statusmodulen angeordnet und bieten eine sinnvolle Ergänzung, nämlich schnelle Befehlseingaben zu vollziehen. Die Anzahl der Cursor-Routingtasten korreliert bei allen Braillezeilen zur Anzahl der Lesemodule. Einzig die Satellite 570 Pro (Alva) besitzt Twin-Routingtasten, also doppelte Cursor-Routingtasten, mit denen neben einem Cursorrouting auch Attribut-Informationen abgefragt werden können. In Bezug auf die Anzahl der Funktions- und Lesetasten ist festzustellen, dass sich hierbei in dem Angebot an Braillezeilen für jeden Anspruch etwas finden lässt. Für Liebhaber einfacher Bedienkonzepte bietet beispielsweise die Braillex EL 80 (Papenmeier) sogar nur ein Bedienelement in Form des Navigationsstabs, über den nicht nur navigiert wird, sondern auch Befehle ausgelöst werden. Die Zielsetzung, Braillezeilen nach sehr einfachen Bedienkonzeptionen zu bauen, schlägt sich auch auf die Ausstattung mit zusätzlichen Steuerungselementen nieder. Anscheinend ist die Bedienung von grafischen Benutzeroberflächen schon kompliziert genug, so verfügen nur noch drei der von uns getesteten Braillezeilen über separate Bedienelemente wie zum Beispiel einen Nummernblock. Die Braillezeile Profi-Line 86 (Hedo) bietet als einziges Modell die Ausstattung mit einem Fußschalter, mit dem Navigation und Cursor-Ankopplung möglich sind.

Eine Besonderheit hat die Brailloterm32 Typ 80+5 Professional (KTS) zu bieten: sie verfügt über einen integrierten Notizrecorder, mit dem kurze Sprachmemos gespeichert werden können.

Handhabbarkeit und Bedienbarkeit

Unterschiede gibt es bei der Anordnung und Handhabbarkeit von Bedienelementen. Unabhängig davon, welche Funktionen mit dem Bedienelement ausgelöst werden sollen, muss dieses handhabbar sein. D.h., Anordnung und Gestaltung müssen den Anforderungen an ein effektives und ermüdungsfreies Arbeiten entsprechen.

Tastenkopfgestaltungen, taktile oder akustische Rückmeldungen, die Anordnung von Tasten im „kleinen Greifraum“ usw. sind entsprechende Kriterien.

Bei den Größenabmessungen weichen die einzelnen Modelle hinsichtlich der Länge durch die Anzahl der Lesemodule (70 bis 80) sehr wenig voneinander ab. Der überwiegende Teil der Braillezeilen ist mit einer integrierten Ablagefläche ausgestattet, was sich in einer höheren Tiefe des Gehäuses niederschlägt.

Das Gewicht variiert, abhängig, ob Metall oder Kunststoff als Gehäusematerial verwendet wurde. So liegen die Zeilen aus Kunststoff zwischen 2000 und 3000 Gramm, Modelle mit einem Metallgehäuse bis zu 8000 Gramm. Das höhere Gewicht relativiert sich jedoch, wenn man bedenkt, dass Metallgehäuse weitaus stabiler sind als Kunststoffgehäuse.

Zum Lieferumfang der Anbieter gehört die Installation der Braillezeile vor Ort. Aber auch der blinde Nutzer sollte die Zeile selbständig installieren können. Dies ist z.B. wichtig, wenn die Zeile an unterschiedlichen Arbeitsplätzen eingesetzt wird. Positiv für die eigenständige Installation durch einen blinden Computerbenutzer ist die Lieferung der meisten Modelle mit einer Installationsanleitung in Schwarzschrift und in Brailleschrift. Das problemlose Anschließen der Braillezeile an den PC wird durch unterschiedliche Steckerarten und -buchsen gewährleistet, bei den Braillezeilen Satellite 570 Pro (Alva) und Braille Voyager 70 (Tieman) sind sogar die Anschlussbuchsen unterschiedlich markiert.

Um das Arbeiten mit der Braillezeile kontrollieren zu können, ist der blinde Nutzer auf Rückmeldungen bei der Tastenbedienung angewiesen. Taktile und akustische Rückmeldungen sind bei Braillezeilen heute weitgehend Standard. Akustische Signale in Form von Tönen jedoch gehören immer noch zur Ausnahme, nur die Braille Voyager 70 (Tieman), die B2K-84 (Frank) und die Brailloterm32 Typ 80+5 Professional (KTS) weisen Signaltöne auf, die abschaltbar sind.

Ergonomie

Als Element eines Computerarbeitsplatzes sollten Braillezeilen den ergonomischen Anforderungen genügen, die auch an Büroarbeitsplätze gestellt werden. Hierbei ist es allerdings nicht möglich, die Anforderungen eins zu eins auf Braillezeilen zu übertragen.

Braillezeilen arbeiten in Kombination mit einer PC-Tastatur. Bei deren Anordnung lassen sich drei Konzepte unterscheiden: Braillezeilen mit integrierter PC-Tastatur, Zeilen mit integrierter Tastaturablagefläche und Zeilen mit variabler Ablagefläche. Der überwiegende Teil sind Braillezeilen mit integrierter Ablagefläche, das Modell Modular Professional 84 (Handy-Tech) bietet eine integrierte Tastatur und bei dem Modell B2K-84 (Frank) wird eine Auflagefläche zusätzlich an die Braillezeile gelegt. Zu bemängeln ist, dass eine rutschfeste und wackelfreie Positionierung der Tastatur bei einigen Braillezeilen nicht immer gegeben ist.

Die Höhe der Braillezeile beeinflusst die Höhe der Eingabetastatur. Es ist davon auszugehen, dass je niedriger die Braillezeilenhöhe ist, auch die Arbeitshaltung eine günstigere ist. Die Gehäusehöhe der einzelnen Modelle variiert zwischen 27 mm bei der Satellite 570 Pro (Alva) und B2K-84 (Frank) bis 57 mm bei der Braillezeile Brailloterm32 Typ 80+5 Professional (KTS). Rechnet man nun die Höhe von 32 mm der Eingabe-Tastatur hinzu, so entspricht kein Produkt den Richtlinien für Bildschirmarbeitsplätzen. Dort beträgt der maximale Höhenwert 35 mm. Manche Braillezeilen verfügen über eine Fläche, die als Handballenauflage genutzt werden kann. Vier Braillezeilen sind mit einer Auflagefläche ausgestattet, die uneingeschränkt als Handballenablage genutzt werden kann. Einschränkungen ergaben sich bei vier weiteren, da sich auf der Fläche Bedienelemente befinden, die beim Ablegen der Hände ungewollt ausgelöst werden können. Die Modular Professional 84 (Handy-Tech) hat eine spezielle Formung, die eine Nutzung als Handballenauflage unmöglich macht. Jedoch ist hier auch darauf zu verweisen, dass es Anwender gibt, die eine Handballenablage ausdrücklich ablehnen.

Dienstleistungen der Hersteller

Wer sich für eine Braillezeile entscheidet, sollte auch auf die dazugehörenden Dienstleistungen achten. Dazu gehört auch, dass die Braillezeile ausprobiert werden kann; nur so lässt sich ein passendes Arbeitswerkzeug finden. Dabei gilt: Je besser der Nutzer seine Anforderungen kennt, um so zielgerichteter kann gefragt, ausprobiert und entschieden werden. Ist eine erste Auswahl getroffen, sind die meisten Anbieter gern bereit, ihre Braillezeile - häufig auch am Arbeitsplatz - vorzustellen. Dabei sollte auch Zeit für Fragen sein und die Möglichkeit bestehen, die Zeile in Ruhe auszuprobieren.

Das Arbeiten mit der Braillezeile erfordert eine fundierte Ausbildung des Benutzers. Mittlerweile zum Angebot aller Anbieter gehört auch eine Einweisung in die neue Braillezeile. Diese Einweisung sollte nicht gleich mit der ersten Unterrichtung im Anschluss an die Erstinstallation erledigt sein, sondern auch Nachfragen zu einem späteren Zeitpunkt sollten möglich sein. Denn es braucht häufig eine gewisse Zeit, um überhaupt Probleme zu erkennen und Fragen stellen zu können.

Häufig treten erst nach Installation beim Arbeiten mit der Braillezeile Fragen und Probleme auf. Welche Hilfen hierbei angeboten werden, ist unterschiedlich und sollte bei den Herstellern direkt nachgefragt werden.

Fazit

Festzuhalten ist, dass die uns vorliegenden Braillezeilen einem sehr hohen Niveau entsprachen. Mit allen Modellen ist ein rationeller Arbeitsablauf gewährleistet, sie erfüllen die Ansprüche von blinden Computernutzern in höchstem Maße. In Bezug auf die Vergangenheit ist festzustellen, dass der Trend bei der Entwicklung und Konzeption von Braillezeilen hin zu einer einfacheren Handhabung bei einem erhöhten Maße an Funktionalität geht. Auch die Abmessungen und Gewichte entsprechen größtenteils dem Trend, der auch bei gebrauchsüblichen Elektronikgeräten zu verzeichnen ist: alles wird kleiner und leichter.

Trotz der einheitlichen Erfüllung hoher Qualitätsmaßstäbe bestehen Unterschiede in der Bedienung und Handhabbarkeit, die sich aber nicht in einem qualitativen Urteile niederschlagen sondern vielmehr darauf verweisen, dass bei der Auswahl eines bestimmten Modells sehr auf die individuellen Ansprüche und auch Kenntnisse und Arbeitsweisen geachtet werden sollte. So richtet sich eine Forderung nun nicht primär an die Hersteller von Braillezeilen, sondern an die Arbeitsplatzausstatter, die darauf achten sollten, dass der blinde Computernutzer die Gelegenheit bekommt, die Braillezeile in Ruhe in all ihren Möglichkeiten und Funktionen zu testen. Dies ermöglicht auch die Feststellung, ob die angebotene Braillezeile mit dem individuellen Arbeitsprofil kompatibel ist.

Die Autoren:

Carsten Albrecht und Torsten Junge sind Mitarbeiter des Projektes INCOBS, das bei der DIAS GmbH, Neuer Pferdemarkt 1, 20359 Hamburg, angesiedelt ist.

Tel: 040/431875-0
Fax: 040/431875-19
Mail: albrecht@dias.de, junge@dias.de
Internet: www.incobs.de



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Letzte Änderung: 19.07.2010 | © 2006 - 2013 DIAS GmbH | Impressum | Barrierefrei?