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von Carsten Albrecht, INCOBS 2009
Für blinde und sehbehinderte Hörbuchfans gehören DAISY-Player mittlerweile zum Alltag. Bislang werden in erster Linie Geräte in der Größe eines Kassettenrecorders genutzt, in die eine CD eingeschoben wird, um Hörbücher oder Musik zu hören. Am bekanntesten sind im deutschsprachigen Raum die Produkte der Firmen HumanWare und Plextor.
Allerdings sind diese Player aufgrund ihrer Größe nicht besonders gut für unterwegs geeignet. Außerdem wird die CD vom Markt der Unterhaltungselektronik über kurz oder lang wohl durch Karten als Speichermedien verdrängt werden. Dem trugen die Hersteller Bones mit dem Milestone und HumanWare mit dem Victor Reader Stream bereits Rechnung. Ende letzten Jahres zog Plextor mit dem PLEXTALK Pocket PTP1 nach. Carsten Albrecht vom INCOBS-Team hat das Gerät seit einigen Wochen im Test.
Der PTP1 ist nicht nur zum Abspielen von DAISY-Büchern oder Musik konzipiert, man kann mit ihm auch aufnehmen und selbst DAISY-Bücher erzeugen.
Als Speichermedium wird nicht die gewohnte CD, sondern eine SD-Speicherkarte genutzt. Der Vorteil ist ganz klar: Die Speicherkarte ist sehr viel kleiner als eine CD, das Gerät eignet sich somit hervorragend für den mobilen Einsatz. Außerdem bieten die SD-Karten viel mehr Speicherkapazität als DAISY-CDs.
Wer mit dem Gerät DAISY-Hörbücher hören möchte, benötigt allerdings einen PC oder die DAISY-CD-Player PTR1 oder PTR2. Denn zunächst muss das Hörbuch, das von den Hörbuchereien für Blinde und Sehbehinderte als CD ausgegeben wird, auf die SD-Speicherkarte kopiert werden.
Mit den Maßen 11,2 x 5,5 x 1,6 cm und einem Gewicht von ca. 119 Gramm hat das Gerät die Größe und das Gewicht eines handelsüblichen Handys. Auf der Frontseite des PTP1 befinden sich Lautsprecher, Mikrofon und die verschiedenen Funktionstasten. An den Schmalseiten sind Mikrofon, Anschlüsse für Kopfhörer, Netzteil und USB positioniert sowie der Einschub für die SD-Karte und der Lautstärkeregler.
Neben der Bedienungsanleitung in Schwarzschrift gibt es auch im Gerät selbst eine Online-Hilfe, in der die wichtigsten Funktionen erläutert werden. Wer allerdings mit der Bedienung der PTR-Geräte von Plextor vertraut ist, wird die Funktionen des PTP1 schnell nutzen können.
Er wird aber auch schnell feststellen, dass der PTP1 einige Funktionen nicht bietet, an die man sich bei den PTRs gewöhnt hat (siehe unten). Für Einsteiger ist es hilfreich, wenn in der Online-Hilfe kurz die Positionen der einzelnen Tasten und deren Funktionsweise beschrieben würden, denn nicht jeder Hilfsmittelanbieter legt dem Gerät eine Kurzanleitung in Braille bei, wie dies vorbildlicher Weise einige der Anbieter tun. Die Tasten sind gut fühl- und voneinander unterscheidbar. Der Druckpunkt ist deutlich zu spüren und durch ein leises Knacken auch hörbar. Der Anwender wird bei der Arbeit mit dem PTP1 durch die weibliche Sprachausgabe "Steffi" sowie durch einige Begleit- und Warntöne zuverlässig unterstützt.
Vom PC werden die gewünschten Dateien auf die SD-Speicherkarte des PTP1 kopiert. Ebenso kann über die USB-Schnittstelle des PTP1 einer der „stationären“ Plextalk-Player angeschlossen werden, um Hörbuch-CDs auf die Speicherkarte zu kopieren.
Ist das geschehen, kann der PTP1 DAISY-Bücher jeglicher Art problemlos abspielen. Er bietet alle Navigationsmöglichkeiten, die derzeit für das gezielte Ansteuern von Phrasen, Abschnitten, Lesezeichen und Titeln möglich sind. Ferner können auch Audiodateien, sofern sie nicht in einem DAISY-Ordner gespeichert sind, abgespielt werden. Mögliche Formate sind WAV, MP3 sowie das von internationalen Hörbüchereien genutzte AMR-WB+-format.
Der eingebaute Lautsprecher klingt zwar für seine Größe recht ordentlich, verzerrt aber den Klang, wenn die Lautstärke bis zur höchsten Stufe eingestellt wird. Für echten Hörgenuss empfiehlt sich der Anschluss eines Kopfhörers bzw. externer Lautsprecher.
Mit dem PTP1 ist es auch möglich, sich Dokumente im TXT- und HTML-Format vorlesen zu lassen (Text-To-Speech-Funktion). Der Anwender kann hierfür zwei Stimmen, nämlich Steffi und Yannick, wählen. Allerdings ist darauf zu achten, dass beim Abspeichern einer TXT-Datei, die dann mit dem PTP1 angehört werden soll, als Format "MS-DOS-Text" gewählt wird. Ansonsten werden Umlaute und andere Sonderzeichen falsch oder gar nicht gesprochen. Dieser Fehler ist übrigens auch bei der deutschsprachigen Online-Hilfe des Gerätes festzustellen. Auch hier werden Umlaute und Sonderzeichen nicht korrekt gesprochen.
Die vom Hersteller angegebene Laufzeit des mitgelieferten Akkus von ca. zehn Stunden wurde nach mehrmaligen Ladezyklen des Akkus sogar um eine Stunde übertroffen.
Mit dem PTP1 können, wie von den Vorgängern PTR1 und PTR2 bekannt, DAISY-Titel im WAV- oder MP3-Format aufgenommen werden. Diese werden auf der im Gerät eingesteckten SD-Karte abgespeichert. Nach Anhören der mit dem Gerät gemachten Aufnahmen fiel gleich sehr positiv auf, dass die Firma Plextor dem PTP1 ein klanglich ausgewogenes, eingebautes Mikrofon spendiert hat, mit dem recht ordentliche Mitschnitte gemacht werden können. Anspruchsvollere Anwender werden jedoch in einigen Situationen den Anschluss eines externen Mikros bevorzugen.
Während der Aufnahme kann zu jeder Zeit eine Abschnittsmarke gesetzt werden. Das ist besonders beim Aufzeichnen langer Vorträge und Konferenzen hilfreich. Das Setzen einer Marke für eine neue Seite, z. B. für gröbere Einteilungen, ist beim PTP1 im Gegensatz zum PTR1 / PTR2 leider nicht möglich, obwohl der PTP1 über eine entsprechende Funktionstaste verfügt, die aber nur für die Navigation beim Anhören von Titeln genutzt werden kann. Ferner können Passagen in bereits bestehende Aufnahmen nicht eingefügt, sondern nur angehängt werden. Das ist dann von Nachteil, wenn man z. B. bei Diktaten oder gar Lesungen Korrekturen vornehmen möchte.
Mit dem PTP1 erstellte Aufnahmen können ähnlich wie beim PTR1 / PTR2 bearbeitet werden, allerdings nur in eingeschränktem Umfang. Man kann die Abschnitte einer Aufnahme nicht auf die unterschiedlichen Ebenen (Ebene 1 bis 6) festlegen. Nur die Abschnittsebene 1 ist wählbar. Ferner können nur Abschnitte, keine Phrasen bearbeitet werden. Zu diesem Zweck muss der Anwender das DAISY-Material entweder mit den PTR-Geräten oder mit einer entsprechenden Software für den PC bearbeiten.
Auch kurze Sprachnachrichten kann der Anwender mit dem PTP1 aufzeichnen. Diese werden im internen Speicher des Geräts abgelegt. Für die Aufnahme von bis zu 200 Sprachnachrichten stehen dem Anwender maximal 30 Minuten zur Verfügung. Die Tonqualität dieser Nachrichten ist vor dem Hintergrund, dass sie nur für Notizen etc. genutzt werden, völlig ausreichend.
Für einen Preis von ca. 380 € hat der Anwender mit dem PTP1 nicht nur einen leistungsstarken DAISY-Player, sondern einen ebensolchen Rekorder in Händen.
Die Tasten des Geräts sind gut voneinander zu unterscheiden, und sie haben einen guten Druckpunkt. Die Menüführung ist schlüssig und schnell erlernbar. Wer aber die Funktionen der PTR-Geräte gewohnt ist, wird etwas enttäuscht sein, will er mit seiner neuen Errungenschaft Aufnahmen bearbeiten oder gar ein DAISY-Buch vorbereiten.
Die Frage ist, ob diese Einschränkungen dem Umstand geschuldet sind, dass das Gerät noch zum Jahresende 2008 auf den Markt gebracht werden sollte oder ob diese Einschränkungen beabsichtigt sind. Denn der PTP1 kostet nur halb so viel wie sein größerer Bruder, der PTR2. Nichtsdestotrotz: Die Aussprachefehler bei der Text-To-Speech-Funktion sollten auf jeden Fall behoben werden.
Auf dieser Seite kommen 6 Begriffe vor, die in unserem Wörterbuch erläutert werden: Braille, Funktionstasten, MP3-Format, Sprachausgabe, Text-to-Speech und WAVE.
Letzte Änderung: 16.11.2009 | © 2006 - 2013 DIAS GmbH | Impressum | Barrierefrei?
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