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von Cyndia Hartke, INCOBS 2009
Der Artikel gliedert sich in folgende Abschnitte:
Die Nutzung des Portable Document Format, kurz PDF, bietet in bestimmten Fällen Vorteile gegenüber Dateiformaten wie DOC, RTF oder TXT. PDFs können mit einer kostenlosen Software geöffnet werden, die betriebssystemübergeifend zur Verfügung steht. Aussehen und Struktur von PDF-Dateien sind für jeden Betrachter gleich, weil das Format unabhängig von betriebssystembezogenen Texteditoren wie zum Beispiel Microsoft Word geöffnet wird. Zudem erzeugt das PDF-Format immer eine durchsuchbare, druckfähige Datei, die mit einer digitalen Signatur versehen werden kann. Die hohe Dokumentensicherheit und unveränderbare Strukturelemente sind besonders wichtig, wenn beispielsweise Formulare, Rechnungen, Broschüren oder ähnliches erzeugt oder zur Verfügung gestellt werden sollen. Im Gegensatz zu HTML-Seiten, deren Struktur ähnlich denen der barrierefreien PDFs sind, können PDF-Dokumente auch offline genutzt werden und sind dabei trotzdem jederzeit durchsuchbar und navigierbar.
Eigenschaften wie ein unveränderbares Aussehen von Schriftgröße, Layout und Farbe widersprechen jedoch dem Grundsatz der Barrierefreiheit, der aussagt, dass alle Nutzer Dokumente für ihre Bedürfnisse anpassen sollen könnte. Über die kostenlose Betrachtungssoftware Adobe Reader ist eine PDF-Datei für seheingeschränkte Personen nur zugänglich, wenn bestimmte Vorgaben bei der Erstellung des Dokuments eingehalten wurden. Dann erhält der Nutzer die Möglichkeit, sich bespielsweise den Dokumenteninhalt vergrößert darstellen zu lassen und bei Bedarf verschiedene Farbschemata anzuwenden.
Barrierefreie PDFs werden „getaggte PDFs“ (strukturierte PDF) genannt. Ein zugängliches PDF muss folgende Vorraussetzungen erfüllen:
Weitere Hinweise zu barrierefreien PDF-Dokumenten im Prüfschritt 11.1.1 des BITV-Kurztests:
www.wob11.de/textdokumenteallgemeinseite16.html
Aktuell (März 2009) existiert kein offizieller Standard für barrierefreie PDFs. Diese Anleitung orientiert sich daher an der Barrierefreien Informationstechnik-Verordnung (BITV), die Webangebote des Bundes zur Barrierefreiheit verpflichtet.
Für die Erstellung von barrierefreien PDF-Dokumenten ist derzeitig das Programm Adobe Acrobat Professional ab Version 7 notwendig. Alternativ soll auch das in OpenOffice ab Version 2 standardmäßig integrierte PDF-Tool sehr zuverlässige Möglichkeiten bieten, um zugängliche Dokumente zu erstellen. Besonders bei der Erzeugung barrierefreier Tabellen soll OpenOffice besser geeignet sein als die Adobe-Produkte. Zur Überprüfung der Barrierefreiheit und möglichen Korrekturen im fertigen Dokument muss aber nach wie vor Acrobat verwendet werden, da OpenOffice hier noch keinen Weg bereitstellt.
Hinweis: Optimiert ist Acrobat 7 für das Zusammenspiel mit Word 2003. Barrierefreie PDF-Dateien können erst ab dem Acrobat Reader Version 5 korrekt angezeigt werden.
Im Folgenden eine Anleitung, wie aus einem einfachen Word-Dokument unter der Verwendung von Adobe Acrobat und MS Word ein barrierefreies PDF erstellt werden kann. Hierzu sind folgende Schritte notwendig:
Zunächst muss das Dokument so gestaltet werden, dass der Aufbau dem einer barrierefreien HTML-Seite entspricht: Ist der Text formal und inhaltlich logisch gegliedert? Wurden eindeutige Überschriften und Unterüberschriften verwendet? Ist die gewählte Sprache klar und leicht verständlich? Zur Erleichterung der Weiterbearbeitung in Acrobat sollten Abkürzungen und Akronyme bei ihrer ersten Erwähnung im Text ausgeschrieben oder erläutert werden. Sinnvoll ist es auch zu prüfen, ob Begriffe, die nicht der Dokumentensprache entsprechen, ersetzt werden können (siehe Ändern der Sprachauszeichnung für einzelne Wörter/Absätze).
Wichtig ist, dass bei der Dokumentenerstellung mit Formatvorlagen gearbeitet wird, weil bei der anschließenden PDF-Erzeugung die in den Vorlagen enthaltenen Informationen in Strukturinformationen (Tags) umgewandelt werden.
Die Erstellung des Word-Dokuments sollte unter folgenden Voraussetzungen erfolgen:
Hinweis: Die in Word eingestellte Dokumentensprache wird bislang noch nicht in das generierte PDF übernommen, Stand 11/2008.
Anschließend muss geprüft werden, ob die Formatvorlagen richtig angewendet wurden. Dafür wird im Menü „Extras > Optionen > Ansicht“ die Option „auf Fensterbreite umbrechen“ aktiviert. Im Menü „Ansicht“ wird „Normal“ eingestellt. Das Dokument kann nun auf Zuweisungsfehler überprüft werden. Zugewiesene Formatierungen werden im Seitenfenster angezeigt. Leerzeilen zwischen Absätzen sollten gelöscht werden. Besser ist es, den Abstand zum vorangegangenen Absatz über die Formatvorlage „Standard > Ändern > Format > Absatz > Absatz nach“ auf 18 pt festzulegen.
Ist die Überprüfung abgeschlossen, kann das Dokument gesichert werden.
Im Word-Menü „Adobe PDF“ müssen folgende Voreinstellungen aktiviert werden. „Adobe PDF > Konvertierungseinstellungen ändern“:
Anschließend kann aus dem Word-Dokument über das Menü „Adobe PDF“ ein PDF generiert werden.
Hinweis: zum Generieren eines PDF nicht über die Word-Druckerfunktion, sondern immer über den Menüpunkt „Adobe PDF“ gehen. Andernfalls werden Strukturelemente nicht übertragen!
Das fertiggestellte PDF wird in Acrobat geöffnet und weiter bearbeitet.
Die Dokumentensprache wird nun eingestellt: Im Menü „Datei > Dokumenteneigenschaften > Erweitert > Sprache“ wird die Sprache aktiviert, in der das Dokument verfasst ist und in der die Sprachausgabe des Screenreaders es vorlesen soll.
Die Reihenfolge, in welcher sich der sehbehinderte Leser über die Tab-Tasten durch das Dokument bewegt, muss der Textstruktur angepasst werden.
Dafür wird im linken Navigationsmenü das Register „Seiten“ geöffnet. Per Maus oder „STRG A“ werden alle Dokumentenseiten markiert. Im Menü „Optionen > Seiteneigenschaften“ wird das Register „Tab-Reihenfolge“ markiert und die Funktion „Dokumentstruktur verwenden“ aktiviert. Das Dokument noch einmal speichern.
Nun muss eine vollständige Prüfung des Dokuments erfolgen und eventuelle Korrekturen vorgenommen werden:
Menü „Erweitert > Ausgabehilfe > vollständige Prüfung“. Im erscheinenden Dialogfenster müssen die Funktionen „Kommentare im Dokument erstellen“, „nur im Seiten-Fenster ausgewählte Seiten“ und „Seiten von bis“ deaktiviert werden. Anschließend kann die Prüfung gestartet werden. Der neben dem PDF-Dokument erscheinende Ausgabehilfebericht gibt Aufschluss über Mängel im Dokument und liefert Tipps für Korrekturen.
Die korrekte Wiedergabe des Dokuments mittels Screenreader und Sprachausgabe setzt, ähnlich wie bei HTML-Seiten, einen logischen und inhaltlich richtigen Aufbau des Textes voraus. Angelegte Word-Strukturelemente wie Überschriften, Absätze und Bilder werden in die PDF-Tagstruktur übernommen. Diese wiederum steuert die Lesereihenfolge des Screenreaders. Um die korrekte Abfolge zu prüfen, müssen folgende Schritte unternommen werden:
Die Richtlinien der BITV geben vor, dass einzelne Absätze oder Wörter im Text, die von der eingestellten Dokumentensprache abweichen (beispielsweise englische Fachausdrücke), ausgezeichnet werden müssen. Dies ist wichtig für Screenreadernutzer, damit die Sprachausgabe den betreffenden Text in der jeweils korrekten Aussprache vorliest.
Praktisch verhält es sich häufig so, dass Screenreadernutzer die automatische Sprachumstellung abschalten, weil sonst in der Sprachausgabe vor und nach dem ausgezeichneten Text eine Verzögerung eintritt, die viele Hörer als störend empfinden.
In der Fachwelt ist man sich nicht einig, ob die Sprachauszeichnung einzelner Wörter durchgeführt werden sollte. Diese Entscheidung muss also individuell gefällt werden. Wir beschreiben hier das Vorgehen für die Auszeichnung ganzer Absätze und einzelner Wörter.
Auf dieser Seite kommen 8 Begriffe vor, die in unserem Wörterbuch erläutert werden: Barrierefreiheit, BITV, Cursor, HTML, PDF, Screenreader, Sprachausgabe und TXT.
Letzte Änderung: 16.11.2009 | © 2006 - 2013 DIAS GmbH | Impressum | Barrierefrei?