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Test: stationäre Vorlesesysteme (2006/2007)
Ergebnisse im Überblick

Stand der Technik

Generell hat es bei der Texterkennung und -wiedergabe in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gegeben. Mit der inhaltlichen Wiedergabe von gedrucktem Fließtext in einer Standardschriftart und -größe schwarz/weiß hatte kein getestetes Vorlesesystem Schwierigkeiten. Qualitätsunterschiede zeigten sich hier in der Deutlichkeit der Sprachausgabe und dem Lesefluss.

So gab es einige Systeme im Test, die jeden Punkt im Text als Satzende interpretierten und eine Sprechpause einlegten - auch wenn es sich um Punkte handelte, die zu Abkürzungen oder zu Datumsangaben gehörten. Schwierige Vorlagen mit schwachem Kontrast und mehrspaltiger Darstellung, wie z.B. Druck auf Umweltpapier, wurden in der Regel fehlerfrei wiedergegeben. Die Systeme erkannten selbständig, welche Lesereihenfolge sinnvoll ist und machten fast keine Fehler beim Vorlesen. Auch die kompliziertere Dokumentenstruktur einer Preisliste wurde mit nur einer Ausnahme in sinnvoller Weise wiedergegeben. Die Navigation von Spalte zu Spalte, ist allerdings schwierig, wenn das Gerät das Navigieren von Wort zu Wort nicht erlaubte. Dieser Bewegungsmodus vereinfacht das gezielte Ansteuern einer Spalte ganz erheblich.

Gut vorgelesen haben auch fast alle Geräte eingerahmte Texte. Ebenfalls ganz problemlos klappte die Wiedergabe von scheinbar sinnlosen Zahlen- und Buchstabenkombinationen. Die Texterkennungssoftware ließ sich davon offenbar nicht beirren.

Die getesteten Vorlesesysteme lesen auch dann fehlerfrei vor, wenn Text quer zur "eigentlichen" Leserichtung aufgelegt wird. Schwierigkeiten gibt es erst, wenn die Vorlage dabei nicht an der Kante angelegt wird, sondern in irgendeinem Winkel auf dem Scanner liegt. Viele Geräte können aber Schräglagen immerhin bis zu 15° selbständig korrigieren.

Für das Hören von eingescannten Texten, auch unterwegs, oder die Mitnahme von Texten aus dem Büro nach Hause ist es wichtig, dass die Möglichkeit besteht, Daten zu im- oder exportieren. Diese Funktion bieten die meisten Geräte, wobei variiert, welche Dateiformate kompatibel sind. Die eingelesenen Texte abspeichern kann man ebenfalls bei der Mehrheit der Geräte. Damit Fachtexte gut vorgelesen werden, ist es praktisch, die Aussprache einzelner Wörter als Nutzer festlegen und auch den Sonderzeichenschatz modifizieren zu können. Diese Möglichkeit, die besonders für die Nutzung am Arbeitsplatz eine Rolle spielen dürfte, bieten allerdings nur drei Systeme im Test.

Welche Vorlagen bereiten Schwierigkeiten?

Längere Zahlen wurden in einigen Fällen nach einem Punkt akustisch durch eine Sprechpause so getrennt, als sei ein Satz zu Ende. Dadurch können Zuhörer den Eindruck bekommen, es handele sich um zwei Zahlen statt um zwei Teile einer zusammenhängenden Zahl. Dies ist insbesondere, wenn es sich um Eurobeträge handelt, eher irritierend. In diesem Zusammenhang fiel auch auf, dass die Mehrheit der Geräte das Euro-Sonderzeichen nicht erkennen konnte, weil es offenbar nicht zum Sonderzeichenschatz gehört.

Drei Viertel der Lesesprechsysteme konnten weiße Schrift auf dunklem Grund nicht vorlesen, sie erkannten überhaupt keine Zeichen. Andersfarbiger Text (dunkel auf hell) ist allerdings für kaum ein Gerät ein Problem. Ebenfalls lediglich 5 Vorlesesystemen schafften es, den Text im Falz dicker Bücher fehlerfrei zu erkennen. Drei weitere bewältigten dies erst im zweiten Anlauf nach sehr deutlichem Andrücken. Diese Aufgabe bereitete den Systemen Schwierigkeiten, weil der Text im Falz größeren Abstand zum Scanner hat als der Rest vom Blatt. Die Scantiefe reicht dann häufig nicht aus, um die Zeichen vollständig zu erfassen. Da die meisten Anbieter bei den Scannern auf dieselben Standardprodukte zurückgreifen, schneiden hier viele auch vergleichbar schlecht ab.

Keinem der getesteten Geräte war es möglich, eine sauber geschriebene Handschrift (Blockbuchstaben) komplett zu erkennen. Außerdem hat kein Gerät in einem sonst deutschen Text einen englischsprachigen Absatz erkannt und dann automatisch auf die englische Sprache umgeschaltet. Selbst wenn neben Deutsch andere Sprachen im Gerät integriert sind, muss der Anwender von Hand umschalten (dies war in einem Fall durch eine Schnellfunktion möglich).

Bedienung

Viele Lesesprechgeräte sind kompakt gebaute Geräte, die für sich allein stehen können und vorwiegend im privaten Bereich eingesetzt werden. Für die grundlegende Bedienung reichen meist wenige Knopfdrucke: einen für den Start des Scanvorgangs, einen für die Pause und einen zum Beenden. Kompaktgeräte verfügen hierzu oft über besonders geformte Tasten und sind in der Bedienung bewusst einfach gehalten. Allerdings ist es bei kompakt gebauten Vorlesesystemen in der Regel nur sehr begrenzt möglich, eigene Einstellungen vorzunehmen. Viele der Anwender, insbesondere Senioren, schätzen aber die unkomplizierte Handhabung.

Am Arbeitsplatz finden sich Vorlesesysteme als Scanner und Software einzeln in Ergänzung zur schon vorhandenen Arbeitsplatzausstattung. Der Scanner wird an einen vorhandenen PC angeschlossen, auf dem ein Programmpaket mit Texterkennungssoftware (OCR), Benutzeroberfläche und Sprachausgabe installiert wird. Besonders versierte blinde Anwender können manchmal auf speziell angepasste Oberflächen verzichten und nur mit gewöhnlicher OCR-Software, wie sie auch sehende Computernutzer kennen, in Kombination mit einem Screenreader arbeiten. Dies erfordert allerdings relativ gute Softwarekenntnisse und -erfahrung. Diese offenen Lesesprechsysteme, teilweise aber auch Kompaktgeräte, können zusätzlich durch weitere Komponenten wie Braillezeilen und Monitore ergänzt werden.

Die Sprachausgaben

Bestimmte Ausgabesprachen klingen undeutlicher als andere. "Reiner" und "Klara" "verschlucken" teilweise Silben und betonen oft ungewöhnlich, so dass die Klarheit insgesamt leidet. Andere Sprachausgaben, insbesondere die RealSpeak-Sprachen wie "Vera" und "Steffi", können nicht in der Tonhöhe eingestellt werden. Diese sonst sehr deutlich klingenden Stimmen könnten daher für manche Hörgerätebenutzer problematisch sein. Immerhin vier Geräte im Test bieten getrennt einstellbare Höhen und Tiefen speziell für Menschen mit Hörproblemen. In der Sprechgeschwindigkeit hingegen können alle Sprachausgaben variiert werden.

Unterschiede gibt es auch darin, wie viele Ausgabesprachen zur Verfügung gestellt werden. Häufig haben die Anwender für das Vorlesen die Wahl zwischen verschiedenen Stimmen, wozu dann mindestens eine männliche und eine weibliche Sprachausgabe zählen. 5 Geräte verfügen über synthetische Sprachen, die manche Anwender bevorzugen, weil diese Ausgaben nicht undeutlicher werden, selbst wenn sie besonders schnell eingestellt sind.

Anschlussmöglichkeiten

Bei offenen Vorlesesystemen liegt es in der Natur der Sache, dass es vom eingesetzten PC abhängt, welche Möglichkeiten vorhanden sind. Kompakt gebaute Lesesprechgeräte bieten alle einen Kopfhöreranschluss. Schließlich gibt es auch Post, die nicht jeder mithören soll oder es ist schon spät abends und man will die Nachbarn nicht stören.

Viele Geräte verfügen darüber hinaus über einen Line-Out-Ausgang mit festem Pegel, der für den Anschluss von Aufnahmegeräten besonders geeignet ist. Viele Systeme im Test boten optional außerdem die Möglichkeit, einen Monitor anzuschließen. Dies ist vor allem für Nutzer mit Sehrest interessant, die schwierige Passagen nachlesen wollen. Allerdings bieten nur wenige Lesesprechsysteme die Möglichkeit, besondere Monitoreinstellungen für Sehbehinderte vorzunehmen, wie z.B. den Kontrast, die Zeichengröße, den Zeilen- oder Wortabstand zu verändern.

Zwei Drittel der Vorlesesysteme erlauben es zumindest optional, eine Braillezeile neben der Sprachausgabe zum Erfassen der Texte nutzen zu können. Gerade um Fachausdrücke zu identifizieren oder die Struktur von Vorlagen zu erkennen, sind Braillezeilen besonders wichtig. Ein Überblick, z.B. über Tabellen, ist durch eine Sprachausgabe allein kaum zu erhalten. Daher ist die Kombination mit einer Braillezeile vom Arbeitsplatz gar nicht wegzudenken.

Über ein CD-Laufwerk verfügen kompakte Lesesprechgeräte nur im Ausnahmefall, bei den Systemen für den PC hängt es wiederum vom PC ab, gehört aber heute schon zum Standard. Ein DVD-Laufwerk fand sich standardmäßig in unserem Test nur bei einem Anbieter. Die überwiegende Mehrheit der Geräte (12 von 19) im Test verfügte aber über eine USB-Schnittstelle.


Auf dieser Seite kommen 7 Begriffe vor, die in unserem Wörterbuch erläutert werden: Braillezeilen, Monitor, OCR Software, Scanner, Screenreader, Sprachausgabe und Vorlesesysteme.


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Letzte Änderung: 20.08.2007 | © 2006 - 2013 DIAS GmbH | Impressum | Barrierefrei?