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Vor allem dem Einsatz der immer höher entwickelten Texterkennungs-Software ist es zu verdanken, dass die Fehlerquote beim Einlesen in der letzten Zeit erheblich gesunken ist. Zwischen den einzelnen Systemen gibt es dabei Unterschiede in der Leistungsfähigkeit der Texterfassung. Eine 100-prozentige Erkennung kann kein System garantieren.
Einfacher Fließtext mit schwarzer Schrift auf weißem Grund wird in der Regel fehlerfrei gelesen. Schwache Kopien oder mehrfarbige Vorlagen kann die OCR-Software inzwischen recht gut ausgleichen. Auch eine Spaltenerkennung zum Einlesen von Tabellen gehört heute zum Standard. Schwierig sind aber immer noch Zeitschriftenlayouts mit eingestreuten Bildern, kleinen Tabellen und Infoboxen.
Diskrete Daten - Zahlen, Kunstworte, Kombinationen aus Ziffern und Buchstaben - müssen immer kontrolliert werden. Da die OCR-Software wesentlich auf der Wahrscheinlichkeit von Wörtern basiert, stellen diskrete Daten eine prinzipielle Schwierigkeit dar.
Das Erfassen von Handschrift ist noch nicht möglich, selbst exakt geschriebene Blockschrift wurde nicht erkannt.
Standardmäßig werden Flachbettscanner für DIN A4-Format angeboten. Für Anwender, die regelmäßig die Tageszeitung lesen möchten, empfehlen sich Scanner, mit denen man Dokumente im DIN A3-Format einscannen kann. Leider sind geschlossene Systeme mit dieser Scannergröße zur Zeit nicht erhältlich.
Viele Vorlesesysteme haben Probleme, den Text im Falz dicker Bücher fehlerfrei zu erkennen. Abhilfe schaffen spezielle Scanner mit Buchanlegekante, die vereinzelt auch in geschlossenen Systemen zu finden sind.
Sprachausgaben lassen sich in "menschliche" und synthetische Sprachen unterteilen. Geschlossene Systeme arbeiten oft mit besonders gut verständlichen, "menschlich" klingenden Sprachausgaben. Der Nachteil ist, dass diese nur träge auf die Bedienung reagieren und dass die Sprechgeschwindigkeit nur begrenzt gesteigert werden kann. Geübte Anwender bevorzugen aus diesen Gründen die eher synthetisch klingenden Sprachausgaben.
Achten Sie darauf, ob das geschlossene Lesegerät mehrere
Sprachen zur Auswahl hat oder später nachgerüstet werden kann. Bei
offenen Systemen gibt es keine Einschränkungen, hier kann jede
Sprachausgabe installiert werden.
Prüfen Sie in jedem Fall, ob eine
Sprachausgabe Ihren Anforderungen hinsichtlich Verständlichkeit,
Klangvariationsmöglichkeit und Reaktionsgeschwindigkeit entspricht.
Hören Sie sich am besten längere Zeit in die Sprache ein, z.T. sind
Demoversionen über das Internet zu hören.
Beherrscht der Anwender die Brailleschrift, empfiehlt sich der
Einsatz einer Braillezeile zur Darstellung der Textinhalte. Einige
geschlossene Systeme bieten die Möglichkeit, eine Braillezeile
anzuschließen, ein Screenreader wird hierzu nicht benötigt.
Anders bei offenen Lesesystemen: hier muss ein Screenreader vorhanden sein, denn die Software des Lesesystems bietet in der Regel nur Sprach-, aber keine Brailleunterstützung.
Die Ausgabegeschwindigkeit der Systeme, also die Zeit vom Scannen der Vorlage bis zur Ausgabe durch die Sprachausgabe, variiert erheblich. Für Nutzer, die häufig große Textmengen einlesen, empfiehlt es sich, die Geschwindigkeit des Systems vorab praktisch zu erproben. Außerdem sollten sie darauf achten, dass das Gerät das Scannen im Hintergrund, also das Einlesen einer neuen Seite während des Vorlesens, ermöglicht. Dies ist noch nicht bei allen Modellen der Fall.
Bei offenen Systemen sind der eingesetzte PC und der Scanner für die Geschwindigkeit verantwortlich.
Während die Sprache den Text ausgibt, bestehen verschiedene
Möglichkeiten, im Text zu navigieren, z.B. seiten-, satz-, wort- oder
zeichenweise.
Dies bietet einerseits die Möglichkeit, im Text zu
springen und Inhalte zu überfliegen. Auf der anderen Seite können
schwierige Texte, z.B. mit Fachbegriffen, Tabellen, Zahlen, besser
erfasst werden, indem schwierige Teile Wort für Wort oder Zeichen für
Zeichen vorgelesen werden. Die Navigation "Wort für Wort" ist besonders
praktisch, wenn Tabellen wiedergegeben werden sollen, denn sie
ermöglich die spaltenweise Ausgabe.
Die Preisspanne von Lesesystemen ist groß, je nachdem, ob ein geschlossenes System (ab ca. 4.000 €), eine speziell für Blinde entwickelte Software in einem offenen System (ca. 950 €) oder eine Standardsoftware (ab ca. 200 €) eingesetzt wird.
Für den privaten Einsatz werden Vorlesesysteme laut
Hilfsmittelverzeichnis der Krankenkassen in offener oder geschlossener
Form finanziert. Allerdings erstatten Krankenkassen nicht die Kosten
für den PC, der eine Komponente des offenen Lesesystems darstellt. Der
Grund: Krankenkassen dürfen keine Hilfsmittel "des täglichen Gebrauchs"
finanzieren; in diese Kategorie fallen aber Computer und z.T. auch Scanner.
Für die Arbeitsplatzausstattung ist in der Regel die Agentur für Arbeit oder das Integrationsamt zuständig.
Weitere Informationen und Tipps zur privaten Finanzierung erhalten Sie in unserem Artikel "Rechtsprechung zu Braillezeilen im privaten Bereich":
Hier geht es zum Artikel "Rechtsprechung zu Braillezeilen im privaten Bereich"
Auf dieser Seite kommen 7 Begriffe vor, die in unserem Wörterbuch erläutert werden: Braille, Braillezeilen, OCR Software, Scanner, Screenreader, Sprachausgabe und Vorlesesysteme.
Letzte Änderung: 22.11.2007 | © 2006 - 2013 DIAS GmbH | Impressum | Barrierefrei?