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INCOBS-Infobrief 05/2010

Aktuelles von der Hilfsmittelmesse SightCity 2010, vom 28.-30. April in Frankfurt

Bei der Vorbereitung zur SightCity 2010 schrak das INCOBS-Team zusammen! 130 Aussteller! Wie sollen wir das schaffen? Auch nachdem wir die Anbieter von Spielen, Uhren etc. ausgeklammert haben, galt es immer noch zahlreiche Ausstellerstände in Augenschein zu nehmen und über einige Produktgruppen hier nun in Kürze zu informieren:


1. Vorlesesysteme mit Kamera statt Scanner

Deutlich wurde auf der SightCity der Trend zu Vorlesesystemen, die anstelle eines Scanners eine Kamera einsetzen. Die Kamera ist an einem Arm installiert. Das Schriftstück wird darunter gelegt, fotografiert und dann mit einer Texterkennungssoftware für die Sprachausgabe verarbeitet. Vorteil ist, dass solche Kamerasysteme kleiner und leichter sind als Scanner. Zu nennen sind z.B. die Geräte ClearReader+ von Optelec oder iRead Now von Handy Tech.


2. Neuentwicklung: Vorlesesystem und Bildschirmlesegerät in einem

Die oben beschriebene Technik macht es möglich: Die Grenzen zwischen Vorlese- und Bildschirmlesegerät werden aufgeweicht. So stellt die Firma ImagingSource aus Bremen mit dem Gerät Scan2Voice einen Prototypen vor, der beide Funktionen erfüllt, also Text vergrößert und vorliest. Das Hilfsmittel sieht aus wie eine Schreibtischlampe. An einen Rechner mit Bildschirm angeschlossen, überträgt die Live-Kamera die Vorlage vergrößert auf den Monitor. Die Kamera ermöglicht es auch, den Text zu fotografieren. Mithilfe einer Texterkennung wird er anschließend vorgelesen und ist weiter bearbeitbar.

Die Firma IPD bietet mit Vocatex HD ein Vorlese- und Bildschirmlesegerät mit integriertem Monitor und Kreuztisch von KobaVision an. Auch die Firma Deininger arbeitet an einer ähnlichen Entwicklung mit Namen PC-I.


Und sonst für Sehbehinderte...

Der Trend zur Mobilität bleibt weiterhin bestehen. Viele E-Lupen, die im letzten Jahr auf der SightCity angeboten wurden, haben inzwischen einen Nachfolger bekommen. Einige Geräte bieten nun eine stufenlose Vergrößerung.

Bei den mobilen Bildschirmlesegeräten haben wir handliche Neulinge mit weniger als 1,5 Kilo Gewicht gesichtet. Übrigens bieten fast alle Anbieter von Bildschirmlesegeräten mindestens ein Gerät mit hochwertiger HD-Kamera an. Im Vergleich zur herkömmlichen Kameratechnologie bieten sie auch im unteren Vergrößerungsbereich gestochen scharfe Bilder.

Die Firma Reinecker Reha hat mit iZoom eine Vergrößerungssoftware mit Sprachausgabe für den mobilen Einsatz entwickelt. Mit verschiedenen Vergrößerungsstufen, Bildschirmteilung oder diversen Möglichkeiten der Farbeinstellung stellt iZoom laut Hersteller einen ähnlichen Funktionsumfang zur Verfügung wie eine "normale" Vergrößerungssoftware.


4. Braillezeilen

Wer nach Braillezeilen Ausschau hielt, fand überwiegend Altbewährtes, was nicht negativ bewertet werden sollte. Die diesbezügliche Technologie ist weitgehend ausgereift, und die Zeilen genügen in der Regel auch hohen Ansprüchen. Am Stand der Firma Ninepoint Systems aus Österreich wurde das modulare System Cebra (Cellular Braille) präsentiert. Dabei handelt es sich um ein flexibles, modulares Zeilensystem, dessen Braillemodule und Navigationselemente vom Anwender selbst nach seinen eigenen Wünschen zusammengesteckt werden können. Jede einzelne Zeile besteht aus 20 Modulen, so dass der Anwender sich z. B. mit vier Zeilen eine 80er-Zeile zusammenstellen kann. Sogar eine 100er- oder 120er-Zeile wäre möglich. Das sieht recht innovativ aus. Bleibt nur die Frage, ob das Material einem häufigen Wechsel bzw. Ein- und Ausstecken der Module auf Dauer standhalten wird. Mit Distributoren für Deutschland ist man bei Ninepoint Systems in Verhandlung.


5. Pocket-Shopper und andere Helfer für den Einkauf

Gleich drei Systeme, die Produkte anhand ihres Strichcodes erkennen, wurden auf der Messe präsentiert. Vorreiter in Sachen Einkaufshilfe war wohl der Einkaufsfuchs der Firma Synphon. Diesen gibt es jetzt auch als kabellose Variante für ca. 3.100 €. Nahezu alle Hilfsmittelanbieter Deutschlands vertreiben den Einkaufsfuchs.

Der Pocket-Shopper von Elumo ist ein System für Handynutzer. Voraussetzung ist ein Handy-Screenreader wie Talks oder Mobile Speak. Nachdem die Pocket-Shopper-Software auf dem Handy installiert ist, wird das Handy drahtlos via Bluetooth mit einem handlichen Strichcodescanner verbunden.

Woodscan heißt der Einkaufshelfer der Schweizer Firma Bones (Milestone). Hier wird der Strichcodescanner per USB an den Milestone angeschlossen.


6. DAISY-Player und Recorder

Nutzer des Plextor Pocket PTP1 dürfen sich freuen. In ca. drei bis vier Wochen wird es für dieses Gerät ein Firmwareupdate in Deutsch geben. Dann soll der PTP1 WLAN-tauglich sein, so dass man - sofern ein entsprechendes Netzwerk vorhanden ist - ohne die Nutzung eines PCs Hörbücher und Podcasts direkt auf das Gerät laden kann. Auch das Hören von Internet-Radio soll laut Hersteller möglich sein.

Am Stand der Firma Olympus konnte man den Prototypen des DAISY-Rekorders DM5 in Augenschein nehmen. Das Gerät soll alle Funktionen bieten, die zum Abspielen von DAISY-Büchern erforderlich sind, auch qualitativ hochwertige Aufnahmen, werden laut Hersteller möglich sein. Ferner wird man das Gerät auch per Sprache steuern können.


7. Navigationssysteme

Am Stand von Code Factory wurde die für das Betriebssystem Windows Mobile entwickelte Navigationssoftware Mobile Geo vorgeführt. Da diese Software zurzeit nicht mit Symbian-Handys genutzt werden kann, sucht man noch nach Alternativen.

Die Firma HumanWare präsentierte das System Trekker Breeze, mit dessen Hilfe es möglich ist, Routen aufzuzeichnen, die man z.B. mit sehender Begleitung abgeht, um sie später allein bewältigen zu können. Nach Angaben des Herstellers ist eine direkte Eingabe von Start und Zieladresse derzeit nicht möglich, da das Gerät über keine entsprechende Eingabetastatur verfügt. Man denkt aber über praktikable Lösungen nach.


8. Screenreader

Die endgültigen Versionen der Screenreader Cobra 9.1 sowie JAWS 11 werden höchstwahrscheinlich in vier bis sechs Wochen erscheinen. Sie sollen dann optimal auf Windows 7 und Office 2007 angepasst sein. Window-Eyes 7.11 wurde bereits in seiner endgültigen Version auf der SightCity präsentiert.

Bemerkenswert war, dass einige Händler auch Systeme für das Betriebssystem Mac OS X präsentiert haben (z.B. Handy Tech und Papenmeier). Beim Mac ist der systemeigene Screenreader VoiceOver integriert, mit dem ein Großteil der Software von Apple für Blinde zugänglich ist.


9. Fazit

Auch diese Messe spiegelte den allgemeinen Trend wider: die Geräte werden immer kleiner, sie sind mobil einsetzbar und mit immer mehr Funktionen ausgerüstet. So verschwimmen zusehends die Grenzen zwischen früher klar abgetrennten Produktgruppen, wie z.B. bei Bildschirmlesegeräten/Vorlesesystemen. Für die Nutzer ist diese Entwicklung von Vorteil, schafft sie doch mehr Flexibilität. Auf der anderen Seite muss man sich noch besser informieren, um herauszufinden, welche Funktionen welche Produkte bieten, was man tatsächlich davon benötigt und ob die Bedienung trotz Funktionsvielfalt nicht zu komplex wird.

Interviews mit den Hilfsmittelanbietern zu den beschriebenen Neuigkeiten veröffentlicht INCOBS im INCOBS-Podcast:


Der Infobrief erscheint 3 - 4 mal jährlich und wird Ihnen zugeschickt, weil Sie sich entweder selbst als interessiert eingetragen haben oder Kontakt mit uns hatten.

Herausgeber:

INCOBS - Informationspool Computerhilfsmittel für Blinde und Sehbehinderte
Projektredaktion
c/o DIAS GmbH
Schulterblatt 36
20357 Hamburg

Kontakt:
Heike Clauss
DIAS GmbH
Telefon: (0 40) 43 18 75-15
Telefax: (0 40) 43 18 75-19
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Letzte Änderung: 26.05.2010 | © 2006 - 2013 DIAS GmbH | Impressum | Barrierefrei?