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Test Mai 2011
Das Navigationssystem Kapten Plus

Navigationssystem Kapten in der Frontal- und Seitenansicht

Im April 2010 hat INCOBS das Navigationssystem Kapten getestet, s. Test Kapten. Als besonders negativ fiel auf, dass die Informationen zur Umgebung, die gerade für blinde Anwender wichtig sind, nur sehr spärlich wiedergegeben wurden. Der Anwender erfuhr bei Abfrage der Wo-bin-ich-Funktion gerade mal den Namen der Straße und die Hausnummer, in deren Nähe er sich befand.

Dieser Umstand blieb den Entwicklern des Kapten nicht verborgen, so dass ein auf die Bedürfnisse unseres Nutzerkreises angepasstes Gerät, der Kapten Plus, entwickelt wurde. Da laut Herstellerangaben der Kapten Plus auch mit neuen Hardwarebestandteilen bestückt wurde, ist es nicht möglich, ältere Geräte einfach mit einer neuen Firmware zu aktualisieren. Anwender müssen, wollen sie die neuen Funktionen des Kapten Plus nutzen, ein völlig neues Gerät erwerben. Je nach Lieferumfang / Zusatzausstattung kostet der Kapten Plus zwischen ca. 280 und 350 Euro.

Die Neuheiten beim Kapten Plus

Der Kapten Plus hat genau das gleiche Gehäuse wie sein Vorgänger bekommen. Auch die Anordnung der Tasten hat sich nicht geändert. Standardmäßig wird jetzt eine Silikonhülle mit dem Gerät mitgeliefert, die den Kapten Plus zum einen vor Spritzwasser schützen soll, zum anderen besseren GPS-Empfang ermöglichen soll, da der Anwender das Gerät nicht mehr direkt mit der Hand berührt. Es ist beim Kapten Plus nicht mehr möglich, das Gerät mit einem Handy via Bluetooth zu verbinden, um dann mit Hilfe des Kapten telefonieren zu können.

Die auffälligste Neuerung ist die Funktion "freie Navigation". Ist diese aktiviert, bekommt der Anwender in regelmäßigen Abständen Informationen über seine nähere Umgebung, in der er sich gerade bewegt. Geht der Anwender z.B. auf seinem Weg auf eine Kreuzung zu, wird ihm diese ca. 40 Meter vorher angekündigt. Man erfährt auch, wie diese Kreuzung beschaffen ist, durch Ansagen wie z.B.: "um acht Uhr: Neuer Pferdemarkt. Um 12 Uhr: Budapester Straße". Auch können Informationen entweder per Tastendruck oder durch Spracheingabe jederzeit abgerufen werden. Allerdings mussten wir feststellen, dass oft die Richtungsangaben bei der Ansage vertauscht wurden. So wurde "um acht Uhr" eine Straße angegeben, die sich in Wirklichkeit "um vier Uhr" befand. Dieser Fehler wird hoffentlich durch ein neues Update behoben werden.

An die Sprachausgabe muss ein Anwender sich auch erst mal gewöhnen. Nähert man sich seinem angestrebten Ziel, sagt die Sprachausgabe: "Das Ziel befindet sich auf der rechts...", womit die "rechte Seite" gemeint ist. Diese "kleinen" Fehler sind vermutlich dem Umstand geschuldet, dass das Kapten Plus im Original ein französisches Produkt ist.

Fazit

Die Funktion "freie Navigation" könnte wirklich ein großer Fortschritt sein, wäre da nicht das Problem mit den vertauschten Richtungsangaben. Es ist zu hoffen, dass zur Behebung dieses Problems nur ein Softwareupdate, aber kein neues Gerät nötig ist.

Test April 2010: Kapten

Das Kapten ist ein Navigationssystem, das für Motorrad-, Rad- und Autofahrer sowie auch für Fußgänger konzipiert wurde. Da es durch Spracheingabe bedienbar ist und alle Informationen ausschließlich über Sprache ausgibt, scheint es auch für blinde Fußgänger interessant zu sein. Entsprechend bieten auch einige Firmen, die sich auf Hilfsmittel für sehgeschädigte Menschen spezialisiert haben, das Gerät an.

INCOBS hat das Kapten in einem einwöchigen Test erprobt, unter anderem hat unser blinder Mitarbeiter Carsten Albrecht das Gerät in der Praxis getestet.

Das Kapten

Das Kapten ist ein displayloses, 50 Gramm leichtes Navigationsgerät mit den Maßen 77 x 44 x 13 mm (L x B x H). Es wird überwiegend via Sprachein- und -ausgabe bedient.

Zum Lieferumfang des Kapten gehört ein Stereokopfhörer mit integriertem Mikrofon. Einige Händler bieten auch einen externen Lautsprecher an, den Anwender, die sich in der Wahrnehmung von Umgebungsgeräuschen durch Kopfhörer beeinträchtigt fühlen, alternativ anschließen können. Das Navigationsgerät bietet als Zusatzfunktionen einen MP3-Player und ein Radio. In die Navigation einbezogen werden kann auch der öffentliche Nahverkehr, so dass man sich zur nächstgelegenen Haltestelle "führen" lassen kann. Die individuellen Routen kann man speichern. Das System bietet ferner eine Auswahl an sogenannten "Nützlichen Adressen" wie kulturelle Anlaufstellen, Restaurants, Sehenswürdigkeiten etc. Um das Kapten immer auf den neusten Stand zu bringen, wird eine Software mitgeliefert, mit deren Hilfe das Gerät sowie dessen Kartenmaterial online aktualisiert werden können. Bei Hilfsmittelanbietern kostet das Kapten je nach Ausstattung zwischen 209,00 und 369,00 €.

Die Bedienungsanleitung

Zum Kapten gehört standardmäßig ein Benutzerhandbuch. Es wird im PDF-Format auf einem internen Speicher geliefert, auf den man zugreifen kann, wenn man das Gerät an einen Computer angeschlossen hat. Da es sich nicht um eine barrierefreie PDF-Datei handelt, ist das Handbuch für blinde Nutzer nur eingeschränkt lesbar. Für ein so komplexes Gerät wie das Kapten ist eine Bedienungsanleitung aber unerlässlich. Hilfsmittelvertreiber verkaufen es daher in der Regel mit alternativen Handbuch-Formaten in Schwarzschrift und als Audio-CD. Auch wenn die Qualität der Inhalte in unserem Test nicht ganz mit dem PDF-Handbuch mithalten konnte, ist eine Alternative für blinde Nutzer zu empfehlen.

Die Bedienung

Das Kapten wird hauptsächlich via Spracheingabe bedient. Das betrifft neben der Navigation auch den MP3-Player sowie ein recht empfangsstarkes UKW-Radio.

Aktiviert werden können die verschiedenen Modi aber auch mithilfe der gut fühlbaren, klar abgegrenzten Tasten im unteren Bereich des Geräts.

Im oberen Bereich des Kapten findet man einen Tastenring mit vier sogenannten Kontrolltasten für Vor- und Rücklauf, Start/Pause sowie die Stopptaste. In der Mitte des Kreises befindet sich eine Taste zum Speichern von Lieblingsadressen oder Points-of-Interest. Auf der rechten Schmalseite liegt eine längliche Taste zur Regelung der Lautstärke. Die Tasten sind recht einfach unterscheidbar und bieten einen guten Druckpunkt. Viele der Tastenbefehle können aber auch per entsprechendem Sprachbefehl gesteuert werden.

Als Sprachausgabe wird die wohl vielen blinden Anwendern bekannte, gut verständliche "Steffi" eingesetzt, die im Kapten selbst als "Virginia" bezeichnet wird. Das Gerät reagiert ziemlich schnell auf Sprachbefehle, und es "versteht" den Anwender in den meisten Fällen auch. Nur in sehr lauter Umgebung kann es problematisch werden. Hier wäre eine reine Bedienung mittels Tasten sehr hilfreich. Denn nicht alle Befehle können über die Tasten ausgeführt werden. So kann eine Bestimmung der derzeitigen Position des Anwenders nur über den Sprachbefehl: "Wo bin ich?" erfolgen. Steht ein blinder Anwender an einer Straßenecke und spricht diesen Befehl ins Mikrofon, kann es ihm also passieren, dass andere Passanten ihm ihre Hilfe anbieten.

Die Bedienung des MP3-Players sowie des Radios dürften für blinde Anwender unproblematisch sein. Bekommt man doch alle Informationen, z.B. zu Titeln und Sendern, also Infos, die bei den meisten Geräten sonst nur auf einem Display erscheinen würden, per Sprachausgabe angesagt.

Die Software zur Aktualisierung des Kapten ist in den Grundfunktionen auch mithilfe eines Screenreaders am PC durch Blinde bedienbar. Allerdings findet man beim Navigieren durch die einzelnen Registerkarten unbenannte Schalter und Grafiken.

Die Navigation

Die Navigation kann per Spracheingabe oder über die dafür vorgesehene Taste gestartet werden. Danach wird der Anwender mithilfe von "Virginia" gefragt, ob er Fußgänger, Rad, Motorrad oder Auto als Navigationsmodus wählen möchte. Jede Frage wird mit einem kurzen Signalton beendet, nach dem der Anwender den entsprechenden Befehl per Sprache bestätigen kann. Danach wird gefragt, ob der Anwender eine Adresse aus den K-Tags, eine "nützliche Adresse" oder eine "neue Adresse" wählen möchte. Bestätigt er z.B. "neue Adresse", wird er anschließend nach der gewünschten Stadt, der Straße und der Hausnummer gefragt. Im Anschluss daran startet die Navigation, vorausgesetzt, es werden Satelliten erkannt. Alle Vorgänge können mit der Kontrolltaste "Stopp" sofort beendet werden.

Vom Fußgängermodus war unser blinder Mitarbeiter allerdings enttäuscht. So ist das Kartenmaterial für Navigationsgeräte, egal von welchem Anbieter, aus Fußgängersicht immer noch recht lückenhaft. Besonders problematisch bei dem Kapten sind die für blinde Anwender recht spärlichen Informationen über unbekannte Wege. Das wichtigste Beispiel:

Der Kapten gibt aus, wie die aktuelle Straße heißt, auf welcher Hausnummernhöhe sich der Anwender befindet und wie weit er dem Straßenverlauf folgen muss bzw. wann er abbiegen soll. Wie viele Kreuzungen und Querstraßen es bis zur nächsten Abbiegung noch gibt und wie diese heißen, sagt der Kapten allerdings nicht.

Für sehende Anwender ist dies auch nicht notwendig. Sie erkennen anhand des Straßenbilds bzw. anhand der Straßenschilder, dass auf dem Weg noch zwei oder drei andere Straßen zu überqueren sind. Ein blinder Anwender wird dagegen durch die fehlenden Informationen in der Orientierung extrem verunsichert.

Auch ist es während einer gestarteten Navigation nicht möglich, zu ermitteln, ob und welche möglichen Points-of-Interest sich auf der Strecke befinden. Für einen Sehenden kein Problem, er kann diese Punkte sehen. Der Blinde läuft eventuell daran vorbei.

Befindet man sich mit dem Kapten auf nicht kartographiertem Gebiet (z.B. in Waldgebieten, auf freiem Feld), gibt das Kapten keine Informationen aus (auch nicht die jeweiligen Längen- oder Breitengrade).

Fazit

Für blinde Anwender stellt das Kapten leider kein vollwertiges, für eine sichere Navigation entwickeltes System dar. Es fehlen derzeit noch zu viele, für diese Zielgruppe im Straßenverkehr äußerst wichtige Informationen. Es wäre wünschenswert, wenn das Kapten im Navigationsmodus so konfiguriert werden könnte, dass blinde Anwender während der Navigation aber auch bei der Frage "Wo bin ich?" so viele Informationen wie möglich über das Straßenbild erhalten könnten.

Zu beziehen ist Kapten bei den Hilfsmittelanbietern Büro für barrierefreie Bildung, Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH, Marland und PABS.


Auf dieser Seite kommen 3 Begriffe vor, die in unserem Wörterbuch erläutert werden: Bluetooth, Firmware und Sprachausgabe.


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Letzte Änderung: 01.06.2011 | © 2006 - 2013 DIAS GmbH | Impressum | Barrierefrei?