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Leitfaden: Wie findet man geeignete Hilfsmittel?
Neutrale Beratung einholen

Wer bietet Beratung an?

Augenärzte

Die Suche nach geeigneten Hilfsmitteln beginnt meist beim Augenarzt. Bei Menschen mit Sehbehinderung liefert die augenärztliche Untersuchung wichtige Anhaltspunkte für die Hilfsmittelauswahl. Augenärzte sind aber keine "Hilfsmittelspezialisten", sie halten beispielsweise keine Hilfsmittel zur Erprobung bereit. Sie sollten allerdings in der Lage sein, blinde und sehbehinderte Patienten über die verschiedenen Möglichkeiten (optische / elektronische Hilfen) zu informieren und an einen spezialisierten Optiker bzw. an eine Beratungsstelle zu vermitteln. Der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. stellt im Internet eine Liste von Anpassern von aufwendig vergrößernden Sehhilfen zur Verfügung.

Optiker

Einige Optiker haben sich auf Angebote für sehbehinderte Menschen spezialisiert. Sie bieten vergrößernde Sehhilfen an, zum Teil können auch Bildschirmlesegeräte erprobt werden. Der Zentralverband der Optiker vermittelt spezialisierte Augenoptiker. Die wissenschaftliche Vereinigung für Augenoptik und Optometrie e.V. veröffentlicht im Internet eine Liste anerkannter Fachberater für Sehbehinderte. Zertifiziert werden Optiker, die regelmäßig an Weiterbildungsveranstaltungen teilnehmen und eine Geräteausstattung mit optischen Sehhilfen und mindestens einem Bildschirmlesegerät vorhalten.

Zu beachten ist, dass Optiker im Bereich der elektronischen Hilfsmittel mit ausgewählten Hilfsmittelherstellern zusammenarbeiten. Eine anbieterunabhängige Beratung ist deshalb nicht gewährleistet.

Sehbehindertenambulanzen

Institutionen, die neutrale Beratung anbieten, sind beispielsweise Sehbehindertenambulanzen. Diese sind häufig an Augenkliniken angegliedert. Einige Sehbehindertenambulanzen bieten eine Hilfsmittelberatung an und stellen verschiedene Geräte zum Ausprobieren bereit. Der Bund zur Förderung Sehbehinderter bietet im Internet ein Verzeichnis der Sehbehindertenambulanzen in Deutschland an. Sehbehindertenambulanzen, die auf INCOBS-Anfrage angegeben haben, auch über elektronische Hilfsmittel zu informieren, finden Sie unter Beratungsstellen nach PLZ sortiert.

Selbsthilfeverbände

Hilfestellung und Beratung bieten vor allem die Blinden- und Sehbehindertenverbände und –vereine an. Bei dem vorhandenen Beratungsangebot bestehen bundesweit allerdings erhebliche Unterschiede in Umfang und Qualität. Einige Vereine haben z.B. hauptamtliche Hilfsmittelberater, andere arbeiten mit ehrenamtlichen Mitarbeitern. Wichtige Adressen und Telefonnummern finden Sie unter INCOBS/Infothek/Adressen/Verbände.

Arbeitsämter und Integrationsämter

Die technischen Berater der Arbeitsämter oder Integrationsämter sind - je nach Kostenträger - für die Ausstattung eines Arbeitsplatzes zuständig. Sie beraten Arbeitnehmer und Arbeitgeber auch zu technischen Hilfen und machen Vorschläge zur Finanzierung.

Zu beachten ist, dass sich die technischen Berater mit einer Vielzahl von Hilfsmitteln und Möglichkeiten der Arbeitsplatzausstattung für behinderte Menschen beschäftigen müssen. Sie sind also nicht auf Hilfsmittel für Blinde und Sehbehinderte spezialisiert. Von Vorteil ist es deshalb auch hier, wenn Sie sich selbst über geeignete Hilfsmittel informieren.

Berufsförderungswerke und Bildungszentren für Blinde und Sehbehinderte

Professionelle Beratung sowie Schulungen zur Nutzung von Hilfsmitteln bieten die Berufsförderungswerke für Blinde und Sehbehinderte. Wer in diesen spezialisierten Einrichtungen eine Ausbildung absolviert, kann von einer professionellen Hilfsmittelberatung profitieren. Einige BBW bieten auch Beratung für andere Auszubildende oder gar für den Privatbereich an. Die Adressen finden Sie unter INCOBS/Infothek/Adressen/Bildungseinrichtungen.

Ein Zusammenschluss verschiedener Blindenbildungseinrichtungen ist das Netzwerk berufliche Teilhabe blinder und sehbehinderter Menschen. Neben Informationen und Fallbeispielen für die Einbindung ins Arbeitsleben werden hier auch Angebote zur beruflichen Aus- und Fortbildung sowie zur Umschulung entwickelt.

Beratungszentren an Universitäten

Für Studenten gibt es kaum spezielle Beratungsangebote. Einige Universitäten stellen Computerarbeitsplätze und andere Hilfsmittel für Blinde und Sehbehinderte bereit. Teilweise stehen Fachkräfte für die Einweisung und Fragen zum Einsatz zur Verfügung.

Das Studienzentrum für Sehbeschädigte (SZS) der Universität Karlsruhe bietet jedes Jahr eine 3-tägige Orientierungsphase für Oberstufenschüler/innen aus ganz Deutschland an. Themen sind z.B. Arbeitsplatzgestaltung, Wohnen, Mobilitätstraining. Das Deutsche Studentenwerk informiert auf seiner Seite über das Thema Studium und Behinderung. Dort sind auch die Adressen sämtlicher Behindertenbeauftragter der Hochschulen zu finden.

Es wird deutlich: In Deutschland gibt es kein flächendeckendes Netz an neutralen Beratungsstellen für optische und elektronische Seh- und Lesehilfen. Der Zugang zu Beratungsangeboten ist häufig abhängig von dem jeweiligen Kostenträger. Die bestehenden Angebote unterscheiden sich erheblich hinsichtlich Umfang und Qualität. Umso mehr ist die Eigeninitiative der Betroffenen gefragt, wenn es darum geht, die notwendigen Informationen und Unterstützungsleistungen zu erhalten.

Welche Beratungsleistungen sind wünschenswert?

Es gibt bislang keine Beratungsstandards. In den folgenden Ausführungen wird nur skizziert, welches Angebot sinnvoll oder wünschenswert wäre. INCOBS hat das Beratungsangebot einzelner Institutionen mit einem Fragebogen abgefragt und die Ergebnisse hier veröffentlicht: INCOBS/Infothek/Beratungsstellen nach Postleitzahlen.

Abklärung der Anforderungen

Fachkräfte der Beratungsstelle sollten gemeinsam mit Ihnen herausfinden, welche Anforderungen und Wünsche Sie an ein Hilfsmittel stellen. In Verbindung mit dem ärztlichen Befund kann eine erste Hilfsmittelauswahl getroffen werden.

Vorstellung und Erprobung von Hilfsmitteln

Von Vorteil ist es, wenn die Beratungsstelle eine Auswahl der jeweiligen Hilfsmittel (möglichst auch Produkte unterschiedlicher Anbieter) vorhält.

Fachkundiges Personal sollte die einzelnen Hilfsmittel vorstellen und in die Handhabung der Produkte einführen. Fragen Sie, ob Sie die Geräte auch selbst in Ruhe ausprobieren können. Das technische Verständnis jedes Einzelnen ist unterschiedlich. Daher ist es auch wichtig, dass Ihnen die Handhabung der Soft- oder Hardware entgegenkommt.

Zusätzlich für sehbehinderte Anwender:

  • Häufig spielen auch die Lichtverhältnisse eine wichtige Rolle. Es gilt, den Lichtbedarf abzuklären und verschiedene Leuchtmittel auszuprobieren.
  • Sind die Hilfsmittel für den beruflichen Einsatz vorgesehen, kann ein Belastungstest sinnvoll sein, z.B. kann hier abgeklärt werden, an welchem Computerbildschirm oder Bildschirmlesegerät die Augen nicht so schnell ermüden.

Nachsorge / Betreuung

Von Vorteil ist es, wenn eine ständige Sprechstunde angeboten wird. Eine Nachbetreuung wird z.B. dann wichtig, wenn es Probleme beim Einsatz des Hilfsmittels zu Hause bzw. am Arbeitsplatz gibt oder wenn die Seheinschränkung zunimmt und Hilfsmittel neu angepasst werden müssen. Wichtig kann auch die Einbindung bzw. Vermittlung zur Sozial- und Rehabilitationsberatung (z.B. Vermittlung von Schulen, Problemlösung am Arbeitsplatz) sein.

Wünschenswert wäre es, wenn sämtliche Leistungen, von der augenärztlichen Diagnose zur Nachsorge, unter einem Dach angeboten würden. Hierfür wäre ein interdisziplinäres Team aus Augenärzten, Optikern, Orthoptisten, Fachkräften für elektronische Hilfsmittel und evtl. Psychologen und Sozialarbeiter notwendig. Leider sieht das deutsche Gesundheitssystem entsprechende Einrichtungen nicht vor. Blinde und sehbehinderte Menschen müssen sich deshalb die einzelnen Diagnose- und Beratungsleistungen selbst zusammensuchen.


Auf dieser Seite kommen 7 Begriffe vor, die in unserem Wörterbuch erläutert werden: Bildschirmlesegeräte, Braillezeilen, Hardware, Screenreader, Sprachausgabe, Vergrößerungssoftware und Vorlesesysteme.


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Letzte Änderung: 09.02.2010 | © 2006 - 2013 DIAS GmbH | Impressum | Barrierefrei?